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Ricarda-Huch-Schule Kiel





Mathias Stein (MdB) an unserer Schule

Am 23. Mai jährte sich die Verkündigung des Grundgesetzes zum 75. Mal, und die Lehrkräfte der Fachschaft Geschichte waren glücklich, dass der Kieler Bundestagsabgeordnete Mathias Stein (SPD) ihrer Einladung nachgekommen war, aus diesem Anlass zu den Schülerinnen und Schülern der 10. und 11. Jahrgangsstufe zu sprechen und auch mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

In seiner die Veranstaltung eröffnenden Rede zu 75 Jahren Bundesrepublik Deutschland umriss Herr Stein zunächst die schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen die Mütter und Väter des Grundgesetzes sich daran gemacht hatten, Deutschland wieder eine demokratische Verfassung zu geben, und verwies in diesem Zusammenhang auch auf den demokratischen Neuanfang im neu gegründeten Land Schleswig-Holstein. Die als Provisorium gedachte und zunächst nur in den westdeutschen Ländern wirksam werdende Verfassung habe schnell bewiesen, dass die richtigen Lehren aus dem Scheitern der Weimarer Republik gezogen worden seien, und garantiere heute wie vor 75 Jahren ein hohes Maß an politischer Stabilität. Mathias Stein äußerte seine Dankbarkeit dafür, dass unser Grundgesetz seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 für alle Deutschen gelte. Vor allem aber betonte er die überragende Bedeutung der dem Grundgesetz als Artikel 1 bis 19 demonstrativ vorangestellten Grundrechte und äußerte sich zuversichtlich, dass der Respekt vor der Unantastbarkeit der Menschenwürde auch in Zukunft alleinige Richtschnur staatlichen Handels in der Bundesrepublik Deutschland sein werde.

Im Anschluss an seine Rede luden Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe den Bundestagsabgeordneten zu einer Gesprächsrunde auf dem Podium ein; unter der Moderation von Johann Hiss (UI b) entwickelte sich ein interessanter Diskurs, der schließlich noch durch Fragen aus dem Plenum ergänzt wurde. Im Mittelpunkt standen die Sorge um mögliche gegenwärtige und zukünftige Bedrohungen für unsere demokratische Ordnung sowie die Erörterung der Frage, was es überhaupt bedeute, heute Deutsche oder Deutscher zu sein. Die Schülerinnen und Schüler befragten ihren Vertreter im Deutschen Bundestag nach Möglichkeiten, Feinden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung erfolgreich die Stirn zu bieten (Stichwort Parteienverbot). Sie wollten wissen, welche Bedeutung Herr Stein den Farben Schwarz-Rot-Gold zumesse, was für ihn deutsche Identität bedeute, wie er zur derzeit lebhaft diskutierten Forderung nach einer Wiedereinführung der Wehrpflicht oder einer allgemeinen Dienstpflicht stehe und welchen internationalen Beitrag die Bundesrepublik Deutschland zur Verteidigung unseres Wertesystems leisten könne. Auch kritischen Fragen wie etwa nach der vermeintlichen Nichtberücksichtigung der Interessen junger Menschen in der Berliner Politik, dem problematischen Rassebegriff in Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes oder der Positionierung der Bundesregierung im Nahostkonflikt wich Mathias Stein nicht aus.

Sein die Veranstaltung beschließender Apell, sich politisch zu engagieren und für die im Grundgesetz verbrieften Rechte einzustehen, wurde von seiner Zuhörerschaft mit großem Applaus bedacht. Die nahbare, gänzlich unprätentiöse Art dieses Abgeordneten des 1949 erstmals zusammengetretenen Deutschen Bundestages war durchaus dazu angetan, das Gefühl zu vermitteln, dass die Demokratie in Deutschland auch nach 75 Jahren noch sehr lebendig ist.